Rekapitulation

rekapitulation.jpgDie Rekapitulation der Vergangenheit ist eine Schlüsselpraxis, um an sich selbst zu arbeiten. Dieser Begriff wurde von C. Castaneda vorgeschlagen, obwohl diese Technik an sich auch davor bei vielen Völkern bekannt war. Wer das Gegenteil behauptet, ist in diesem Thema einfach nicht kompetent, da er andere Traditionen höchstwahrscheinlich nicht studiert hat. In unserem Club haben wir viele Traditionen im Detail erforscht und das Beste daraus gesammelt. So wurde unsere Technik der Rekapitulation verfeinert und verbessert.

Um nicht unbegründet zu sein, möchte ich ein Beispiel geben: die bekannte christliche Beichte ist auch eine Technik der Rekapitulation, die aber leider die Tiefe des Verständnisses verloren hat.

Das Wesentliche an dieser Praktik ist, dass wir beginnen, uns an alle vergangenen Ereignisse wieder zu erinnern, aber nicht als Hauptteilnehmer, sondern als externer Beobachter. Das Ziel ist, die destruktiven Programme und Blockaden aus dem Unterbewusstsein zu extrahieren (diese Programme werden oft auch Engramme genannt). Das ermöglicht uns:

  • Unsere Lebensenergie, die in der Vergangenheit stecken geblieben ist, zurückzuholen
  • Die Bedeutung unserer Erfahrungen zu verstehen, womit man diese Erfahrungen besser nutzen kann
  • Die Lektionen des Lebens lernen
 

Wie wird die Rekapitulation gemacht?

 

Man wählt einen ruhigen Ort, wo niemand stört, und setzt oder legt sich hin. Es empfiehlt sich aber zu vermeiden, diese Praktik im Bett oder an einem anderen Ort zu machen, wo man oft und gerne schläft. Wenn Du überall leicht einschlafen kannst, bleib lieber sitzen.

Man soll die Rekapitulation mit den emotionalsten Ereignissen zu beginnen, die man je erlebt hat. Du erinnerst Dich so genau wie möglich an diese Ereignisse, mit all den Details und Gedanken, die Du damals hattest. Wenn das passiert, erscheinen auch die damaligen Emotionen. Versuch es, die Person zu werden, die Du damals warst, mit all den Vorstellungen und Wahrnehmungen. Versuch zu verstehen, warum Du Dich in diesem Moment so verhalten hattest, was war der Grund von diesem Verhalten und den entsprechenden Gefühlen.

Nachdem Du Deine Motive erkannt hast, denk darüber nach, wie Du Dich in dieser Situation anders verhalten könntest und was Du jetzt, aus dem heutigen Zustand und Verständis, besser machen würdest. Auf diese Weise, jedesmal, wenn man sich an diese Situation erinnert, wird man daraus all die Erfahrungen ziehen, die man im jetzigen Moment aufnehmen kann. Schließlich kommt man zum Ergebnis, dass alle emotionalen und mentalen Traumen vollständig verschwinden werden, und wenn man über die Situation wieder nachdenkt, wird man nicht mehr von den Emotionen gefangen, sondern betrachtet das Ganze einfach wie von außen.

Am Ende wird die Rekapitulation einem Kinobesuch ähnlich, bei dem Du einen ziemlich langweiligen Film schaust, der Dich gleichgültig lässt. Obwohl am Anfang die Erinnerungen an die Situation sehr schmerzhaft sein können.

Noch einmal im Detail:

  1. Du hast eine vage Erinnerung an einige Ereignisse, die Du abarbeiten möchtest.
  2. Du stellst Dir das Ganze so deutlich wie möglich vor, hältst diese Erinnerung mit der Aufmerksamkeit fest und entspannst Dich.
  3. Danach sollst Du zu Wasser werden. Dafür ist das Verständnis des Elements Wasser aus der Elementarmagie (Vier-Elemente-Lehre) sehr wünschenswert*, oder, anders erklärt, Du sollst wie Wasser flüssig werden.

Man braucht keine übertriebene Konzentration auf dem Ereignis, sondern man muss sich so weit wie möglich entspannen, als ob man in die Situation einfließen würde oder die Situation in sich einfließen lassen würde. Dazu muss man nichts tun, sondern nur sich entspannen und auf nichts warten. Dann passiert alles wie von selbst.

Das Ziel, warum Du die Ereignisse wiedererleben solltest, besteht darin, das destruktive Programm oder Engramm zu entdecken, das damals in Deinem Bewusstsein eine Spur hinterlassen hat. Dieses schädliche Programm existiert in Form von einer bestimmten Phrase und einer bestimmten Überzeugung. Das heißt, Du sollst diese Phrase finden: sie "klingt" in der Situation oder hängt da einfach in der Luft.

 

Wie funktioniert die Rekapitulation?

 

Jede Erfahrung, die ein Mensch im Laufe seiner evolutiven Entwicklung erhält, ist sehr kompliziert, und normalerweise Menschen assimilieren nur einen kleinen Teil davon. Die meisten von uns, die diesen kleinen Teil der Erfahrung erworben haben, beginnen jedoch zu glauben, dass sie ALLES verstanden haben, obwohl sie es, sozusagen, nicht richtig verstanden haben.

Also man fängt an, die weiteren Beziehungen und Kommunikation auf der Grundlage dieses falschen Verständnisses aufzubauen. Da man sich dabei bereits auf falsche Erfahrung stützt, gerät man immer wieder in neue Situationen, die ihn dazu treiben, seine Erfahrungen zu überprüfen und zu verstehen, was er nicht richtig begriffen hat.

Aber die Menschen sind nicht daran gewöhnt, über vergangene Situationen nachzudenken, und sind sich sicher, dass sie Recht haben. Auf diese Weise machen wir immer mehr Fehler statt sie zu korrigieren, und unsere Weltwahrnehmung wird dadurch immer mehr verzerrt.

Bevor Du mit der Rekapitulation anfängst, versuch zu verstehen, dass die gesamte Außenwelt nur ein Spiegelbild unserer Innenwelt ist. Jeder Mensch in unserem Leben ist unser Lehrer. Egal wie schlimm eine Person für Dich sein mag, alles, was sie tut, spiegelt nur eine Deiner negativen Seiten wider. Ohne dies zu verstehen, arbeiten die Menschen nicht mit sich selbst, sondern kämpfen mit ihren Spiegeln.

 

Beispiel mit dem Hahn

 

Wenn man einen aggressiven Hahn vor dem Spiegel stellt, sieht er dort sein Spiegelbild und versteht nicht, dass es er selbt ist. Er nimmt dieses Spiegelbild als einen Rivalen wahr und wird noch aggressiver. Sein Gegenbild "ärgert sich" auch, und der Hahn greift an. Wenn der Spiegel nicht fällt und nicht zerschlägt, stirbt der Hahn in den meisten Fällen einfach dadurch, dass er sich zerschmettert.

Menschen sind manchmal diesem Hahn ähnlich, nur in der Gesellschaft gibt es viele Leute, die sich im gleichen "Raum" bewegen und sich gegenseitig wiederspiegeln. Sie können auch nicht erkennen, dass sie nur ein Spiegelbild und nichts anderes sehen.

Dementsprechend können unsere emotionale Erfahrungen vereinfacht in zwei Kategorien unterteilt werden:

  • Der Spiegel fällt und zerschlägt („Sieg“)

  • Wir sind gefallen worden („Beleidigung“)

Das Interessanteste daran ist, dass wir unser weiteres Leben auf der Grundlage dieser „Siege“ und „Beleidigungen“ aufbauen. Unsere Vergangenheit ist unser Gepäck, das uns dazu macht, was wir heute sind. Dieses Gepäck klaut unter anderem unsere Energie und verschmutzt unser Gedächtnis: schließlich müssen wir uns an alles erinnern und unser Gepäck immer mitschleppen.

 

Ergebnisse der Rekapitulation

 

Wenn wir uns mit der Rekapitulation beschäftigen, versuchen wir, die emotionale Einbeziehung in die Situation zu vermeiden. Dadurch erhalten wir die Möglichkeit, die Situation selbst zu untersuchen und nicht unser Spiegelbild darin. Mit anderen Worten, nehmen wir dabei die Rolle eines externen Beobachters an. Wenn wir sehen und erkennen, was wir falsch gemacht haben, können wir unsere Enegrie zurückbekommen. Außerdem geben wir auch den anderen ihre Enegrie zurück, die wir unbewusst auf uns gezogen haben, was zu Spannungen geführt hat. Das heißt, wir hören auf, Spiegelungen für andere Hühner zu sein.

Man kann sagen, dass durch die Rekapitulation unsere Energie zu uns – oder zu unserem Höheren Selbst – zurückkehrt. Wir hören auf, andere zu reflektieren, und die Ereignisse hören auf, uns zu stören. Durch die volle Erkenntnis aller Erfahrungen, oder die vollständige Rekapitulation und die Überwindung ihrer Dimensionalität, schalten wir unser Bewusstsein in einen anderen Modus um. Dadurch erheben wir uns über dem Raum mit den Spiegeln.

Hier kann man über das Erreichen der Ebene von Ajna Chakra sprechen. Das Beispiel mit den Spiegeln ist natürlich nur eine Vereifachung. Es ist sehr schwierig für eine Person, die Tiefe der Änderungen zu beurteilen, die bei ihr während dieser Übung auftreten.

 

Rekapitulation und der Tod

 

Zum Zeitpunkt des Todes wird in uns ein natürliches Analogon der Rekapitulation gestartet. Das heißt, dass bevor man stirbt, werden unsere Erfahrungen an die feinstofflichen Körper übertragen. Man sieht sein ganzes Leben in einem Augenblick vorbeirauschen: in diesen Momenten erhält unser Höcheres Selbst unsere Erfahrungen. Mit unserem menschlichen Verstand ist es sehr schwer zu begreifen, was für unser Höcheres Selbst als "Erfahrung" zählt.

In diesem Prozess wird die Wahrnehmung des Menschen, der sowas erlebt hat, gereinigt. Deswegen ändern sich die meisten Menschen, die den klinischen Tod erlebt haben, sehr stark zum Besseren. Und wenn dabei kein großer Gesundheitsschaden eintritt, leben sie in der Regel noch sehr lange. Daher spricht man davon, dass jemandem ein zweites Leben geschenkt wurde oder dass der Tod ihn vergessen hat.

Also, man kann die Rekapitulation im Wesentlichen mit einem bewussten Prozess des Sterbens vergleichen, wodurch das Extrahieren der Erfahrungen durch unser Höheres Selbst gestartet wird.

Was das Ergebnis der Erfahrung ist, ist sehr schwer zu beurteilen. Wir können sagen, dass es sich um eine gewisse "Ableitung" von unseren realen Erfahrungen handelt. Aber genau das Erreichen dieses Ergebnisses ist das Hauptziel dieser Technik.

In der modernen Psychologie werden auch Versuche unternommen, so etwas zu praktizieren. Es geht um die Technik der Psychoanalyse und verschiedene Praktiken der "Selbstbeurteilung". In gewissem Maße funktionieren sie ähnlich, aber sie sind sehr weit von dem von uns gewünschten Ergebnis entfernt, da die Psychoanalyse aus der Perspektive der Persönlichkeit, oder des Ego funktioniert. Das Ziel der Rekapitulation liegt aber jenseits des Verstehens von unserer Persönlichkeit.

 

Engramm

 

Engramm ist im Großen und Ganzen ein Unterprogramm im menschlichen Unterbewusstsein. Es schaltet sich von selbst an, ohne dass es uns bewusst ist. Das führt zu sehr unerwarteten Reaktionen und zu ungewöhnlichem Verhalten, auch für die Person selbst. Aber man muss diesen Begriff nicht als automatisches Verhalten verstehen. Ein Engramm ist kein reines Unterprogramm, obgleich es im Anfangsstadium so betrachtet werden kann. In Wirklichkeit ist alles etwas komplizierter, und wir sollen darüber nicht vergessen.

 

Spontane Rekapitulation

 

Jede Person erlebt im Laufe des Lebens spontane Rekapitulationen (laut C. Castaneda). Es geschieht von selbst aus verschiedenen Gründen. Man geht die Straße entlang oder tut etwas und fängt plötzlich an, sich an eine Situation aus seiner fernen Vergangenheit zu erinnern. Dabei geht es um eine spontane Rekapitulation. Solche Fälle sollte man merken und schätzen, weil es bedeutet, dass man gerade jetzt bereit ist, diese Situation durchzuarbeiten. Erinnere Dich an die Ereingnisse, an die Details... Kurz gesagt, diese Situation ist in dem Moment für Dich sehr relevant, und Du kannst anfangen, Dein Leben von dieser Situation aus noch einmal zu untersuchen.

 

Rekapitulation in der Dunkelheit

 

Um diese Art der Rekapitulation zu machen, verdunkeln wir einen Raum (das ist zwar nicht notwendig, ist aber sehr wünschenswert) und klettern in eine große geschlossene Kiste. Ich selbst habe dafür meinen Kleiderschrank benutzt, nachdem ich den entleert habe. Das ist auch nicht notwendig, aber sehr wünschenswert. Dann folgen wir den folgenden Schritten: 

rekapitulation_2.jpg

  • Man schließt die Augen, stellt den inneren Dialog ab und erstellt die Absicht, sein Leben zu überdenken. Um zu lernen, den inneren Dialog abzustellen, kannst Du die folgende Übung benutzen: Tratak.
  • Den Anfängern würde ich empfehlen, sich auf die emotionalsten Momente des Lebens zu konzentrieren. Danach soll man einfach sitzen und warten: der Rekapitulationsprozess startet von selbst, insbesondere wenn man bereits mehrmals versucht hat, am gleichen Platz zu arbeiten.
  • Erinnere Dich bis ins kleinste Detail an das Ereignis, auf dem Du Dich konzentrierst.
  • Man soll sich mit der Situation identifizieren können und beginnen, sie wieder zu erleben, einschließlich aller möglichen Empfindungen wie Wetter, Gerüche, allgemeine Atmosphäre, Herzschlag usw. Wir sollen uns an all unsere Gedanken und Gefühle erinnern, die wir damals erlebt haben. Dabei betrachten wir das Ganze wie von außen, als ob wir nur ein äußerer Beobachter wären.
  • Danach aktivieren wir unser höheres Selbst und bieten ihm an, Erfahrungen aus dieser Situation zu sammeln. (Wenn Du nicht weißt wie man das macht, kannst Du diesen Punkt einfach überspringen.)
  • Der Atem soll ruhig und gleichmäßig sein. Wenn wir Muskelverspannungen im Körper merken, entspannen wir uns so gut wie möglich. Das Ziel ist es, die emotionalen Haken zu entdecken. Was nervt und stört uns? Wenn wir etwas gefunden haben, worauf wir zu emotional reagieren, stellen wir uns die Frage: "Warum stört es mich?"
  • Nachdem wir beendet haben, mit einer Situation zu arbeiten, sollen wir uns nicht beeilen, mit der nächsten fortzufahren. Wenn wir einfach sitzen und warten, die nächste Situation kommt von selbst.

Wenn man bei der Rekapitulation oder danach plötzlich beginnt, sich an einige seit langem vergessene Situationen zu erinnern (zum Beispiel, einige Ereignisse aus der Kinderzeit), das heißt, man ist auf dem richtigen Weg und hat gerade einen guten Job gemacht.

Bei dieser Übung ist es gar nicht wichtig, wie man die Situation einschätzt und ob man sich dabei als "Gewinner" oder "Verlierer" betrachtet. Beide Varianten bringen den Menschen dazu, seine Energie zu verlieren. Aber meiner Meinung nach, es ist besser, mit negativen Situationen zu beginnen. Es ist schwieriger, mit den positiven Ereignissen zu arbeiten, und dafür sind bereits einige Erfahrungen erforderlich.

Der Prozess der Rekapitulation könnte als eine gute Vorbereitungsphase für eine noch tiefere Praktik des Bewusstseinserweiterung, das Dunkelretreat, betrachtet werden.

 

*In unserem Club kann man die Rekapitulation und andere Techniken für die Bewusstseinserweiterung lernen (sieh: Ausbildung).

 

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